Das urbane Fahrradmagazin

Heatmap – Visualisierung von Fahrradverkehr

Immer diese Zahlen und Fakten! Für Mathematiker gehören sie zum Alltag, doch wer kann sich tatsächlich etwas unter 2 Tonnen CO2 oder 300.000 zurückgelegten Kilometern vorstellen? Manchmal fehlt uns einfach der Bezug zu solchen Aussagen. Daher beschäftigt sich Bike Citizens seit längerer Zeit mit verschiedenen Methoden, um Zahlen und Vergleiche erlebbarer zu machen. Sogenannte Hitzekarten (Heatmaps in Englisch) haben sich dabei als wesentliche Visualisierungsmethode herauskristallisiert.

Kerstin Oschabnig_square
2015 und 2016 leitete Kerstin Oschabnig das Urban Independence Magazin. Für sie ist das Fahrrad weit mehr als ein Sportgerät oder Transportmittel – es ist ein bewusst gewählter Lebensstil. Sie liebt die verschiedenen Facetten der Fahrradkultur und schaut manchmal ein paar Sekunden zu lange auf das vorbeifahrende Fahrrad. Wenn sie nicht gerade hinter dem Schreibtisch sitzt, sieht man sie als Artistin auf der Bühne.

5 Mal bis zum Mond geradelt

In den vergangenen fünf Jahren wurden rund 2 Millionen Kilometer in über 250 Städten mit der Bike Citizens Fahrrad-App zurückgelegt. Anders formuliert bedeutet das, dass die Bike Citizens Community insgesamt bereits 5 Mal die Strecke bis zum Mond geradelt ist. Ganz schön viel also! Doch wer kann behaupten, schon mal zum Mond gefahren zu sein? Nein, das ist dann wohl auch kein Vergleich, unter dem man sich etwas vorstellen kann. Wie wäre es also mit einem Video, in dem die Bewegungströme und gefahrenen Kilometer als Heatmap dargestellt werden? Das dachten sich die Macher von Bike Citizens und haben für Bremen, Wien, London und Madrid einen Jahresrückblick in 2015 erstellt, in dem zu sehen ist, wo und wann am meisten Radfahrer unterwegs sind.

In den Rush Hours ähnelt die animierte Heatmap im Video einem Ameisenbau und sogar in den frühen Morgenstunden sind es nicht wenige Menschen, die mit dem Rad unterwegs sind. Heatmaps bieten eine gute Möglichkeit, Bewegungsmuster visuell darzustellen – für die gesamte Gesellschaft, aber auch für Einzelpersonen. Ein Blick auf die Aktivitätenübersicht in der Bike Citizens App zeigt, wie groß der persönliche Wegschatz ist und wie viele Wege es noch zu entdecken gibt. Der Wegschatz definiert die Anzahl der mit der App zurückgelegten Wege jedes Einzelnen in seiner Stadt – gemessen am Verhältnis aller begeh- und mit dem Rad befahrbaren Wege. Ein Blick auf die Aktivitätenübersicht zeigt, wie groß der Wegschatz ist und wie viele Wege es noch zu entdecken gibt.

Persönliche Heatmap und Wegschatz Bike Citizens

Persönliche Heatmap und Wegschatz-Ansicht in der Bike Citizens App.

Heatmaps für die Stadt und die Radfahrer

Bike Citizens ist bestrebt, das Radfahren in Städten für viele Menschen zugänglicher zu machen und die Stadtplanung positiv zu beeinflussen – mit der selbst entwickelten Fahrrad-App in Richtung einer effizienteren Auswertung von Fahrrad-Daten. Ein Vorhaben, zu dem jeder einzelne Radfahrer seinen Beitrag leisten kann. App-User übermitteln optional ihre Aufzeichnungen und stellen sie auf diese Weise stadtplanerischen Zwecken zur Verfügung. In Heatmaps werden die anonymisierten, von den App-Usern „erlebten Daten“ dann ausgewertet und in Heatmaps abgebildet. Durch Heatmaps werden viel befahrene Wege farblich hervorgehoben und geben Aufschluss über das Mobilitätsverhalten von Alltagsradfahrern. Ein Beispiel, wo Heatmaps in der Praxis bereits Gutes tun konnen, ist die Goldschlagstraße in Wien. Diese wurde erst kürzlich für den Radverkehr geöffnet. Die Heatmap von Bike Citizens zeigt den Bedarf einer Öffnung.

One year of pedal power-heatmap

Bild: Bike Citizens

Die auf diesem Weg erstellten Heatmaps ergeben eine neue, vollständigere Karte unserer städtischen Umgebung. Für dieses Gesamtbild sind Verhaltensmuster, welche dadurch sichtbar werden, von großer Wichtigkeit: „Hier staut sich’s jeden Morgen“, „Dort gehört eigentlich ein Radweg hin“ oder „Diese Kreuzung wird gemieden – Könnte fehlende Sicherheit der Grund sein?“ Erfahrungen wie diese können dazu beitragen, dass in der Stadtplanung vorteilhafte Entscheidungen getroffen und notwendige Verbesserungen (wie etwa Baumaßnahmen gegen Staubildung) durchgeführt werden. Jeder Radfahrer hat somit die Chance, dazu beizutragen, die zukünftigen Maßnahmen in seinem Lebensraum positiv zu beeinflussen. Bei der Umsetzung dieses Zieles kann Bike Citizens auf Erkenntnisse aus zahlreichen Forschungsprojekten bauen. Aktuell wird beispielsweise in einer Studie „Space-Tech for Cycling“ für die Europäische Weltraumorganisation, ESA, die Realisierbarkeit eines Analysetools für die Auswertung der aufgezeichneten Fahrrad-Daten geforscht.

Kerstin Oschabnig_square
2015 und 2016 leitete Kerstin Oschabnig das Urban Independence Magazin. Für sie ist das Fahrrad weit mehr als ein Sportgerät oder Transportmittel – es ist ein bewusst gewählter Lebensstil. Sie liebt die verschiedenen Facetten der Fahrradkultur und schaut manchmal ein paar Sekunden zu lange auf das vorbeifahrende Fahrrad. Wenn sie nicht gerade hinter dem Schreibtisch sitzt, sieht man sie als Artistin auf der Bühne.
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