Madrid bereitet sich auf das Fahrrad-Zeitalter vor
Madrid war nie eine besonders fahrradfreundliche Stadt. Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen, da ich mehrere Jahre in Madrid gelebt habe. Verrückter Verkehr, enge Einbahnstraßen, nahezu keine Radwege, überall viele Menschen, professionelle Fahrraddiebe und im Allgemeinen wenig Respekt für Radfahrer. Wenn man an das Radfahren in einer ruhigen Stadt wie Graz gewöhnt ist, wird man hier vor eine große Herausforderung gestellt!
Aber etwas ändert sich gerade. In den letzten Jahren hat sich eine starke Gemeinschaft leidenschaftlicher City-Biker entwickelt und das Radfahren wurde immer beliebter. Madrid hat sich diesem neuen „Trend“ Schritt für Schritt angepasst. Nachdem eine Radroute durch das Zentrum fertig gestellt wurde, wurde vor einem Jahr eine Ringstraße eröffnet, die um das Stadtzentrum führt. Schon bald danach wurde das erste Bike-Sharing-System in Madrid eingeführt. Hört sich gut an, oder? Schauen wir uns das einmal genauer an.
Gemeinsam genutzte Fahrbahn im Zentrum Madrids
Der erste Radweg dieser Art war der M-10, ein Fahrstreifen, der im Zentrum von Madrid von Radfahrern gemeinsam mit anderen Fahrzeugen genutzt wird. Seitdem wurden weitere derartige Fahrstreifen eingerichtet, etwa in den nördlichen Stadtteilen Tetuán und Chamartín.
Was ist der gemeinsam genutzte Fahrstreifen also und mit wem muss ich sie teilen?
- Man teilt ihn mit Autos und den restlichen Verkehrsteilnehmern, jedoch mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h
- Radfahrer müssen in der Mitte der Spur fahren
- Normalerweise ist das die rechte Spur, außer wenn eine Bus- oder Taxispur vorhanden ist (dann fährt man auf der zweiten Spur)
Das hört sich gar nicht so schlecht an, ist jedoch mit einigen Problemen verbunden. Hier sind nur einige Probleme von (Webseite auf Spanisch) „En bici por Madrid“:
- Wenn eine Bus-/Taxispur vorhanden ist, befindet man sich inmitten des dichten Verkehrs. Man muss sich nur mal vorstellen, dass rechts Busse fahren und sich links drei weitere Spuren mit dichtem Verkehr befinden. Nicht sehr entspannend.
- Autofahrer halten sich nicht immer an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h.
- Obwohl man in der Mitte der Spur fährt, damit Autofahrer nicht überholen können, tun sie es dennoch. Dadurch wird der Überholvorgang noch gefährlicher.
- Das Projekt motivierte Neulinge kaum, ihr Fahrrad in Madrid zu nutzen, was ein wichtiges Ziel sein sollte.
Im Großen und Ganzen ein guter Anfang – aber das ist nicht die Lösung. Natürlich war diese Lösung kostengünstig, einfach einzurichten und hat vielleicht sogar die Akzeptanz gefördert, Straßen mit Radfahrern zu teilen (was ein sehr wichtiger Faktor ist!). Es muss sich jedoch noch viel ändern, damit die Stadt fahrradfreundlicher wird.
BiciMAD – das erste öffentliche Bike-Sharing-System in Madrid
Das erste öffentliche Bike-Sharing-System in Madrid wurde eröffnet! Mit 120 Stationen und 1.560 Fahrrädern, ausnahmslos E-Bikes, startete der Service im Frühling 2014. Um die vielen „interessanten“ Anstiege im Zentrum zu bewältigen, hat man sich für E-Bikes entschieden, anstatt der normalen, ziemlich schweren öffentlichen Fahrräder. Die anfänglichen Kosten sind etwas höher. Der Gedanke dahinter war jedoch, dass normale Fahrradstationen auf einem Hügel eher leer sein und die Stationen am Fuße des Hügels voller Fahrräder sein würden. Madrid ist die zweite spanische Stadt mit E-Bikes. San Sebastián bietet bereits den gleichen Service an.
Nutzer des Systems zahlen eine jährliche Gebühr von € 25,00 sowie eine Kaution. Die Fahrradnutzung ist, wie in anderen Städten auch, jedoch nicht kostenlos. Deshalb wurde ein System eingeführt, mit dem Reservierungen über eine Smartphone-App vorgenommen werden können.
Weitere Informationen über BiciMAD gibt es unter: Ciclosfera Cinco Dias
Foto © En bici por Madrid
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