Das urbane Fahrradmagazin

Mit dem Rad schneller ans Ziel: Neues GPS-Datenanalyse-Tool für die Radverkehrsplanung

Die Investitionen in den Radverkehr steigen allmählich. So ist auch der nationale Radverkehrsplan in Deutschland mit 3,2 Millionen Euro dotiert. Doch welche Möglichkeiten und Verbesserungen bringen diese Investitionen? Ein Radweg dort wo niemand Rad fährt, fehlende Anschlüsse, lange Wartenzeiten an Kreuzungen sind nur halb so effektiv. Das neu entwickelte GPS-Datenanalyse-Tool „Bike Citizens Analytics“ soll die Radverkehrsplanung dabei unterstützen, auch Zukunftsszenarien zu simulieren.

Kerstin Oschabnig_square
2015 und 2016 leitete Kerstin Oschabnig das Urban Independence Magazin. Für sie ist das Fahrrad weit mehr als ein Sportgerät oder Transportmittel – es ist ein bewusst gewählter Lebensstil. Sie liebt die verschiedenen Facetten der Fahrradkultur und schaut manchmal ein paar Sekunden zu lange auf das vorbeifahrende Fahrrad. Wenn sie nicht gerade hinter dem Schreibtisch sitzt, sieht man sie als Artistin auf der Bühne.
Bike Citizens Analytics zeigt beispielsweise, wo und wie lange es zu Wartezeiten im Radverkehr kommt. Grafik: Bike Citizens

Je dichter die Daten, desto genauer die Aussagen

Radzählanlagen und Verkehrszählungen sind bis heute die gängigsten Methoden bei der Erfassung von Radverkehrsdaten. Sie erlauben detaillierte Langzeitbeobachtungen über die Entwicklung des Radverkehrsaufkommens in Abhängigkeit von Witterung, Tageszeit und Jahreszeit. Allerdings liefern die Zählanlagen nur punktuelle, vergangenheitsorientierte Daten. Anders ist es bei dem Einsatz von digitalen Tools, wie beispielsweise der Bike Citizens Fahrrad-App. Hier erfolgt die anonyme Erfassung durch die repräsentative Anwendergruppe urbaner Radfahrender nebenbei. Eine einzelne Fahrt ist in der Radverkehrsplanung wenig aussagekräftig, legt man mehrere Fahrten übereinander, ergeben diese ein umfangreiches Netz an Informationen. Über 6 Milliarden zurückgelegte Kilometer mit der Bike Citizens App bilden daher eine gute Grundlage.

Zuverlässige und aussagekräftige Radverkehrsdaten sind schwer zu bekommen. Eine gute Planung basiert nun mal auf Daten und Annahmen. Je besser die Daten sind, umso weniger Annahmen muss man machen.

berichtet Frank Tristram von der Mobilitätsberatung Eco Libro.

Welche Informationen liefert das Bike Citizens Analytics?

Warum Visualisierungen immer mehr Anwendung finden?

Einzelne Zahlen und Datensätze werden erst aussagekräftig, wenn man sie mit weiteren Datensätzen vergleicht oder kombiniert. Überprüft man beispielsweise das Verkehrsaufkommen an verschiedenen Stellen in der Stadt, veranschaulichen vor allem Visualisierungen die Intensität. Darstellungen wie Heatmaps vermitteln einen schnellen Gesamteindruck des Radverkehrsaufkommen, daher finden sie Einsatz bei Bike Citizens Analytics.

Bike Citizens Analytics ermöglicht die Analyse von Verkehrsaufkommen pro Straßenabschnitt, die Darstellung von bevorzugten vs. gemiedenen Routen und Wartezeiten in einer Stadt. Die Analyse einzelner Streckenabschnitte (Brücken, Kreuzung, Startpunkt/Endpunkt) und deren Verbinungen dazwischen ermöglicht sogar eine Potenzialabschätzung von geplanten Infrastrukturprojekten. Auf diese Weise hat Bike Citizens für die Radbahn – ein Projekt für einen geplanter Radweg unter der Hochbahn U1 in Berlin – wertvolle Daten liefern können. Eine Analyse der Streckenabschnitte zeigt, dass bei Umsetzung des überdachten Radwegs rund 1/3 der Fahrtzeit vom Start bis Endpunkt der Radbahn im Vergleich zu den bisherigen Wegen eingespart werden kann.

Realitätsnahe Planung durch Simulation

Bike Citizens Analytics Radverkehrsanalyse

Dank Bike Citizens Analytics kann der heutige und zukünftige Radverkehr realitätsnah simuliert werden. Maßnahmen wie etwa der Bau eines neuen Radweges werden simuliert und bewertet. Damit lässt sich vorab bereits das Potenzial hinsichtlich Häufigkeit und Anzahl abschätzen. Auch lässt es sich einfach überprüfen, ob alle wichtigen Anschlüsse (z.B. zur Uni, Einkaufszentren, …) mit bedacht wurden. Laut Tristram verbessert ein solches Datenanalyse-Tool die Qualität der Radverkehrsplanung enorm und unterstützt den modernen Planungsansatz nach dem SUMP-Prinzip, dem „Sustainable Urban Mobility Plan“. Bike Citizens Analytics legt den Grundstein von der angebotsotsorientierten Planung zur bedarfsorientierten Planung.

Bike Citizens Analytics – Vom Gefühl zur Evidenz

Bike Citizens Analytics ist ein gemeinsam mit der Universität NHTV in Breda entwickeltes interaktives Tool zur Analyse – Potentialabschätzung – Evaluation von Radfahrdaten. Die mit der Bike Citizens App generierten Daten können in das Tool eingespielt und entsprechend von Städten verarbeitet werden. Unabhängig davon kann die Analyse und Auswertung um weitere externe Datensätze (Radfahrdaten, Öffentliche Verkehrsmittel,…) ergänzt werden. Angeboten wird das Tool für Städte zur nachhaltigen Förderung und Optimierung des Radverkehrs. Wie  das Tool für die Analyse in einer Stadt angewendet werden kann, zeigt die visuelle Aufbereitung des Radverkehrs in Graz oder die verschiedenen Anwendungsfälle.

Eine kostenlose Demoversion können Planer/innen, Verkehrsexpert/innen und Städte unter info@bikecitizens.net anfragen.

Weitere Informationen: cyclingdata.net

 

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Kerstin Oschabnig_square
2015 und 2016 leitete Kerstin Oschabnig das Urban Independence Magazin. Für sie ist das Fahrrad weit mehr als ein Sportgerät oder Transportmittel – es ist ein bewusst gewählter Lebensstil. Sie liebt die verschiedenen Facetten der Fahrradkultur und schaut manchmal ein paar Sekunden zu lange auf das vorbeifahrende Fahrrad. Wenn sie nicht gerade hinter dem Schreibtisch sitzt, sieht man sie als Artistin auf der Bühne.
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