Selbstleuchtende Radwege in Polen und Niederlanden sorgen für mehr Sichtbarkeit
Der Trend geht weg vom grauen Asphalt und hin zum Leuchtstoff. Leuchtende Radwege verbessern Sicht sowie Sichtbarkeit und sorgen für ein angenehmeres – und schöneres – Fahrerlebnis.
Ein gut ausgebauter Fahrradweg macht Spaß. Umso besser, wenn er in einer ansehnlichen Umgebung verläuft. Noch schöner wird es nur, wenn der Radweg selbst gut aussieht. Zum Beispiel, wenn er leuchtet.
Tagsüber türkis und nachts blau
So wie im nord-polnischen Ort Lidzbark Warminski. Dort gleiten Radfahrer seit einem halben Jahr über einen etwa 100 Meter langen Streckenabschnitt, der tagsüber türkis glänzt und im Dunkeln in einem vollen Blau leuchtet. Dafür stattete das Unternehmen Strabag das Teilstück für ungefähr 31.000 Euro mit einem Belag aus fluoreszierenden Leuchtstoffen aus. Diese nehmen tagsüber Sonnenlicht auf, das sie nachts wieder ausstrahlen.

Floureszierender Radweg in Lidzbark Warminski in Polen. Photo: TPA Sp. z o.o.
„Das Material kann mehr als zehn Stunden Licht abgeben“, erklärte Strabag in einer Pressemitteilung. Und weiter: „Wichtig ist dabei, dass die Leuchtkraft aus den Eigenschaften des Materials kommt und keinerlei zusätzliche Energie benötigt wird.“ Das sieht nicht nur schön aus und ist nachhaltig, sondern schützt Radfahrer durch verbesserte Sicht und Sichtbarkeit. Allerdings kosten die 100 Meter Radweg auch mehr als doppelt so viel, wie ein gleichlanger „standardisierter“ Radweg, der zwischen 12.000 und 15.000 Euro gekostet hätte.
Sternennacht von unten
Das gleiche Prinzip erleuchtet seit 2014 etwa 800 Meter Radweg in der Nähe von Eindhoven. Der niederländische Künstler Daan Roosegaarde hat darin eine der berühmtesten Persönlichkeiten der Stadt und ihr Werk verewigt: Vincent Van Gogh und seine berühmte „Sternennacht“.
Die LED-Leuchtmittel im Straßenbelag speichern das Sonnenlicht und geben es nachts in Grün- und Blautönen wieder ab, sodass durch ihre Anordnung der Himmel des weltbekannten Gemäldes von der Erde leuchtet. Das faszinierende Lichtschauspiel solle aber nicht nur das Fahrerlebnis für Radfahrer verbessern, sagt Roosegaarde.

Der Radweg schimmert in der Form von Van Gogh’s berühmer „Sternennachtt“. Photo: Studio Roosegaarde
„Es gibt Menschen, die energieneutrale Landschaften durch Technologie schaffen wollen. Es gibt Menschen, die sich für die Kulturhistorie interessieren und sie auf besondere Art und Weise erleben wollen“, gab er gegenüber NPR zu Protokoll. „Und dann gibt es Künstler wie mich, die einfach nur etwas unglaublich Poetisches schaffen wollen.“ Das ist ihm auf jeden Fall gelungen. Auch wenn das ganze Kunstwerk rund 870.000 Euro kostete – nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis fragt hier wohl niemand.
Fluoreszenz aus Sicherheitsgründen
Nicht ganz so poetisch, aber sehr sinnvoll, ist der Ansatz der Texas A&M University. Die Universität nördlich von Houston hat einen vielbefahrenen Radweg, der auch über eine Straßenkreuzung führt, mit fluoreszierender Farbe gestrichen. Auch der neongrüne Anstrich nimmt Sonnenlicht auf, um es im Dunkeln wieder abzustrahlen.

Fahrradfahrerin auf dem leuchtenden Radweg der Texas A&M University. Die Kreuzung wurde nach niederländischem Vorbild gestaltet. Photo: Texas A&M University
Die Farbe besteht zusätzlich aus recyceltem Material, ist also umweltfreundlich in der Herstellung. Vor allem sorgt sie beim Radfahren in Campusnähe für bessere Sichtbarkeit. Auch, weil die Universität mit der Farbe das Niederländische Kreuzungsdesign eingeführt hat. Dadurch sind Menschen, die Fahrrad fahren für rechtsabbiegende Autos sichtbarer und das Konfliktpotential sinkt.
Insgesamt wird das Verkehrserlebnis für alle Teilnehmer stressfreier, Radfahren wird durch das ansprechende Design zum Erlebnis und durch die bessere Sichtbarkeit ebenfalls sicherer. Laut Universitätsmitarbeitern haben sich schon weitere Kommunen nach dem neuen Design erkundigt. Völlig zurecht, wenn man sich das so ansieht.