Das urbane Fahrradmagazin

Eine Radtour am Tag, den Doktor gespart

In die Arbeit, zum Einkaufen oder einfach nur zum Spaß mit dem Rad zu fahren kann viel dazu beitragen, eines der dringendsten Gesundheitsprobleme in Europa zu verringern: die Inaktivität. Eine neue Studie unterstreicht die Rolle von Bewegung für unsere allgemeine Gesundheit und stellt fest, dass Inaktivität der Grund ist, dass jedes Jahr einer von zehn Europäern stirbt. Außerdem verursacht Inaktivität Kosten von rund 80 Millionen Euro für die Behandlung von koronarer Herzkrankheit, Diabetes, Fettleibigkeit und fordert anderen Leiden, die mit einem sitzenden Lebensstil zusammenhängen.

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Timothy Spence ist ein in Wien lebender freischaffender Journalist, der sich auf die Themenbereiche Klima, Energie und Gesundheit spezialisiert hat. Seit über 20 Jahren führt er ein „Auto-freies“ Leben und ermutigt auch anderen den Wechsel zum Radfahren in der Stadt zu wagen.
Image © Chandra Prasad-Sustrans

Mit dem Rad oder zu Fuß gesund unterwegs

Laut dem Centre for Economics and Business Research (CEBR) in London und der International Sport and Culture Association (ISCA) von Kopenhagen, die den Bericht „The economic cost of physical inactivity in Europe„ (Die wirtschaftlichen Kosten der physischen Inaktivität in Europa) erstellt haben, ist es nicht notwendig, die Tour de France zu vollenden oder einen Marathon zu laufen, um die eigene allgemeine Gesundheit zu fördern. Die Forscher sind der Meinung, dass Inaktivität „ein dringendes soziales Problem“ sei und sie fordern mehr Initiativen zur Integration von Radfahren und Zufußgehen in den Alltag. Laut Gesundheitsexperten können schon 20 Minuten moderater Bewegung am Tag das Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Diabetes, Krebs und Depressionen verringern. „Trotz aller wohlbekannten gesundheitlichen Vorteile im Zusammenhang mit physischer Betätigung bleibt ein Großteil der Weltbevölkerung physisch inaktiv“, heißt es im CEBR/ISCA-Bericht. Rund 26 % der Erwachsenen in Europa würden nicht das empfohlene Ausmaß an Bewegung aufweisen. Briten seien am wenigsten dynamisch, während die Polen unter den analysierten Ländern am aktivsten seien.

Die Bürger miteinbeziehen

Eine Organisation, die versucht, Briten zu mehr Bewegung zu ermutigen, ist Sustrans, eine Wohltätigkeitsorganisation zur Förderung von Radfahren, Zufußgehen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Philip Insall, ein Transportberater und früherer Leiter des Gesundheitswesens bei Sustrans, meint, dass jedes europäische Land mit den Folgen von Inaktivität kämpfe und Politiker oft reagierten, indem sie Geld in Sportanlagen pumpten. Das sei zwar an sich nicht schlecht, trage aber wenig dazu bei, sportlich nicht ambitionierte Menschen anzusprechen. Sustrans unterstützte die Verabschiedung eines Gesetzes in Wales, dass Gemeinden dazu verpflichtet, die Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer jeweils zu verbessern, um die Auswahl an Aktivitäten zu erweitern. Er unterstützt auch Bemühungen der Regierung – wie die Londonder Citymaut – um beim Umstieg vom Auto- zum Radfahren zu helfen. Aber um die Menschen zu motivieren, ihre Autos stehen zu lassen, brauche es mehr als die Gesetzgebung. „Ein einziger Eingriff führt zu keinem drastischen Anstieg des Radfahrens und Zufußgehens“, meint er.

Sustrans Inaktivität

Großbritannien werde immer fahrradfreundlicher. „Wir sehen einen Wandel in der Art, wie die Menschen sich fortbewegen“, stellt Insall fest. London erhalte für sein Bike-Sharing-Programm und die wachsende Zahl an Radwegen viel Aufmerksamkeit – wobei der Rad-befürwortende Bürgermeister Boris Johnson keine geringe Rolle spiele. Aber London sei nicht allein. Die englischen Städte Bristol und Brighton und die schottische Hauptstadt Edinburgh würden sich ebenfalls mit einem „radikalen Wachstum“ an Radfahrern konfrontiert sehen, fügt Insall hinzu.

Mogens Kirkeby, Präsident der ISCA, sieht viele Vorteile bei der Einbeziehung von Bewegung in den Alltag: Positive gesundheitliche Auswirkungen, weniger Verkehrsstaus in Städten und geringere Schadstoffwerte seien nur der Anfang. Europäische Städte würden Schritte unternehmen, um die Menschen durch Bike-Sharing-Programme und die Verbesserung der Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger dazu zu bringen, sich zu bewegen. Trotzdem meint Kirkeby, dass mehr getan werden könne, um gegen Inaktivität vorzugehen. „Wir haben eine ethische, moralische und finanzielle Verpflichtung, etwas zu tun“, sagt er. Neben dem hohen Preis, den die Menschen in Bezug auf ihre Gesundheit zahlen müssten, würden die wirtschaftlichen Kosten für die Trägheit in der Europäischen Union 6,2 % der Gesamtausgaben für Gesundheit betragen.

Foto © Chandra Prasad/Sustrans

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Timothy Spence ist ein in Wien lebender freischaffender Journalist, der sich auf die Themenbereiche Klima, Energie und Gesundheit spezialisiert hat. Seit über 20 Jahren führt er ein „Auto-freies“ Leben und ermutigt auch anderen den Wechsel zum Radfahren in der Stadt zu wagen.
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